Wächtersbach – Unser Stadtteil Hesseldorf
HESSELDORF
Das Dorf der Köhler und Meiler |
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Die Arbeit des
Köhlers: Um Eisen aus dem
oberirdisch abbaubaren Brauneisenstein zu gewinnen oder auch um Quarzsand zu
Glas zu schmelzen – gebietsweise wurde auch Gold oder Silber aus Erzen
gewonnen - musste das Feuer Temperaturen von 1200-1300° erreichen. Dies war
nicht mehr mit Holz – wie bei z.B. Kupfer – sondern nur mit Holzkohle zu
erzielen. Um Holzkohle herzustellen, war die Technik und das Wissen der
Köhler maßgeblich. Technik weil die Meiler in einer bestimmten Art zu
schichten und zu verdichten waren und Wissen, weil das Holz im Meiler nicht
abbrennen durfte, sondern verkohlen sollte. Es waren Zuglöcher zu öffnen und
wieder zu schließen, der innere Kamin musste mehrmals nachgefüllt werden,
damit der Meiler gleichmäßig verkohlte. Mindestens zehn Tage und Nächte
musste der Köhler bei seinem Meiler verbringen und immer erkennen, was
gemacht werden muss. Ehe der Meiler aber
glühen konnte, musste der Köhler Buchenholz schlagen und lange lagern, damit
es trocknen konnte. In den Wäldern des Büdinger Waldes gab es früher genügend
Holz. Wenn die Hesseldorfer Köhler für die Gräflichen Herren arbeiteten,
durften sie das Holz aus den Wäldern holen. |
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Oberhalb von Hesseldorf kann man im Wald noch Köhlerplatten
entdecken. Man erkennt sie besonders an der schwarzen Erde, die
zurückgeblieben ist. |
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Der Platz für den
Meiler musste eine ebene, erdige Fläche von ca. 15x15 m haben und wenn
möglich windgeschützt und mit Schatten spendenden Bäumen umgeben sein. Ganz
wichtig aber war Wasser in der Nähe, um ein Abbrennen des Meilers notfalls zu
verhindern, aber vor allem am Ende den Meiler abkühlen zu können. |
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Geschichtet werden
die ca. 1m langen Buchenscheite um vier senkrecht stehende, ca. 3m hohe Holzpfähle, die im Innern
mit kurzen Hölzern schichtweise befüllt werden (siehe Foto
unten). Diese Konstruktion dient als Schornstein.
Mehrfach nachgefüllt verhilft dieser Quandel-Schacht zu einem gleichmäßigen
Verkohlen des Meilers. |
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Die
Buchenholzscheite werden möglichst eng und ohne Zwischenräume senkrecht
aneinander und übereinander geschichtet, bis der fertige Meiler eine Größe
von ca. 10m Durchmesser und 3m Höhe erreicht hat. Nun wurde der ganze
Meiler noch mit Stroh, Tannenzweigen, Erde und Grassoden nahezu luftdicht
verschlossen. Der Verkohlungsprozess gelingt nur, wenn keine Verbrennung
stattfindet. Dann wurde das Feuer im Schornstein entzündet. |
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Während der Meiler kohlte, wohnte der Köhler in einer
Köhlerhütte in der Nähe des Meilers. |
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Tag und Nacht
musste der Köhler nun regulierend eingreifen – mal entfachte ein Wind zu viel
Feuer und er musste schnell Zuglöcher schließen – mal drohte das Feuer zu
verlöschen und der Köhler musste entsprechend für Zug sorgen. Nach zwei Tagen
hatte der Quandel-Schacht den Meiler von innen entzündet und er verkohlte nun
gleichmäßig von innen nach außen. Die ideale Temperatur im Innern sollte 270°
betragen, was der Köhler früher natürlich nur durch jahrelange Erfahrung
erkennen konnte. Starker Regen oder Wind machte dem Köhler das Leben nicht
immer leicht. Nach 10 Tagen wird
der aufsteigende Rauch heller und bläulich – nun müssen keine neuen Zuglöcher
mehr gemacht werden, denn der Verkohlungsprozess ist beendet und das langsame
Abkühlen des Meilers beginnt. Zu viel Luftzufuhr würde den Meiler verbrennen
– bei zu wenig Luft würde er nicht abkühlen und immer weiter verkohlen. Wenn der Meiler
geöffnet wird, muss genügend Wasser bereit stehen, um ein Aufflackern der
Kohlen gleich ablöschen zu können. Zum Abkühlen wird die Holzkohle
breitflächig verteilt und über Nacht auskühlen lassen. Am nächsten Tag konnte
die Holzkohle mit Karren abgefahren werden. Eine staubige Angelegenheit war
das meist. Der Köhler musste
nun aber gleich wieder Holz holen, spalten, sägen, hacken und am Rand der
Köhlerplatte schichten, um genügend Holz für die nächsten Meiler zu haben. Je
öfter eine Köhlerplatte benutzt wurde, desto besser wurde das Ergebnis. Die Köhler lebten
während der Sommermonate fast ausschließlich im Wald, wuschen sich an den
Bächen und lebten in den Köhlerhütten. Ein einsames Leben. Nur alle 2-3
Wochen gingen sie nach Hause, wo sie ihre Familien wiedersehen konnten, die
Kleidung wechselten und Brot und Speck für die kommenden Wochen holten. |
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Gudrun Kauck. Juni 2011 |
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