Musical-Sommer 2012 |
Königsgala in Füssen 25.08.2012 |
Andrea Herter hat
mir ihren Bericht über den Besuch der Königsgala 2012 in Füssen zu Verfügung
gestellt.
Danke, Andrea! |
Wie fast jedes Jahr Ende August luden auch
dieses Jahr Janet Chvatal und Marc Gremm anlässlich des Geburtstags von König
Ludwig ein. Diesmal fiel der Konzerttermin sogar exakt auf den Geburtstag des
Monarchen. Als Gäste hatten sie sich diesmal unter dem Motto „Von Kaiserinnen
und Königen“ Pia Douwes und Uwe Kröger eingeladen. Eingestimmt auf die Abendveranstaltung hatten
wir uns mit der großen Rundfahrt auf dem Forggensee, die wir zum Glück trotz
schlechter Wetterprognosen bei Sonnenschein auf dem Oberdeck des Schiffes
verbringen konnten. Während der Spielzeit von Ludwig² herrschte
im Festspielhaus in Füssen immer eine ganz besonders familiäre Atmosphäre
zwischen Darstellern, Besuchern und Personal. Das ist einer der Gründe, warum
alle noch immer von diesen Zeiten schwärmen, sehr an dieser
Veranstaltungsstätte hängen und immer wieder gerne kommen. Diese Stimmung war
sofort bei der Begrüßung durch die Garderobendame wieder da, die übers ganze
Gesicht strahlte und sagte „Wir haben uns so sehr darauf gefreut, dass heute
die lieben, treuen Fans wieder mal hier sind“. Und tatsächlich, überall sah
man bekannte Gesichter. Eröffnet wurde die Gala von Janet Chvatal,
mit „Gold von den Sternen“, untermalt mit einer wunderschön anzusehenden
Darbietung der Balletttänzerin Nadja (deren Nachname mir leider entfallen
ist). Dann wurde die Musik von der Krönungsszene aus Ludwig² eingespielt und
„König“ Marc Gremm betrat die Bühne. Beide präsentierten „In Palästen
geboren“, bevor Marc dann zunächst einmal das Publikum begrüßte. Es waren
nicht nur in den deutschsprachigen Raum Karten verkauft worden, sondern auch
ins Ausland, unter anderem in die Niederlande und sogar auch nach Russland,
China und Japan. Dann hatten die Gäste ihre ersten Auftritte.
Uwe Kröger schlüpfte ein weiteres Mal in die Rolle des Todes, und bei seinem
dynamischen „Letzten Tanz“ wurde sofort klar, warum er für viele immer noch
DER Tod ist. Auch Pia Douwes überzeugte in ihrer Paraderolle als Elisabeth
mit „Ich gehör nur mit“ sofort. Nicht umsonst ist sie eine der bekanntesten
und beliebtesten Darstellerinnen im deutschsprachigen Raum. Dass die beiden
auch viele Fans mitgebracht hatten, war deutlich am Applaus zu hören. Zum
Abschluss des „Elisabeth“-Teils sangen Pia und Marc die „Boote in der Nacht“.
Janet Chvatal zeigte sich hoch erfreut, den
Abend mit diesen beiden Gästen gestalten zu dürfen und erinnerte an die Zeit
in Wien, wo sie Pia kennen gelernt hatte. Pia spielte dort die Elisabeth und
Janet die Christine aus dem Phantom der Oper. Das Festspielhaus verwandelte
sich in eine Oper und Janet und Marc präsentierten das Titellied und „Musik
der Nacht“ aus dem Phantom. Da folgte also wirklich ein „Klassiker“ nach dem
anderen. Zwar hatte Marc Gremm Pia Douwes angekündigt,
aber als sich der Vorhang hob, saß dort Uwe Kröger vor einer imposanten
Bergkulisse auf einem blauen Thron. Er erzählte von seiner aktuellen Rolle
als Baron von Trapp in „The Sound of Music“. Aus diesem Stück brachte den
Titel „Edelweiß“ zu Gehör, der von vielen Amerikanern gerade wegen des
Musicals für die österreichische Nationalhymne gehalten wird. Das Lied selbst
hat mir nicht besonders gefallen, umso besser jedoch die Interpretation ohne
Playback nur zur Gitarre. Auch Pia hatte einen Beitrag aus dem Musical
Rebecca mitgebracht, in dem sie zur Zeit in Stuttgart zu sehen ist: „Sie
ergibt sich nicht“. Bemerkenswert dabei war, dass sie das Lied eher als
Konzertbeitrag begann, dann aber plötzlich wieder ganz in der Rolle als Mrs.
Danvers aufging. Bei „Don’t cry for me Argentina“ von einer
durch Perücke erblondeten Janet lebte Evita Peron wieder auf. Dann riet sie
den anwesenden Damen, auf ihre Hälse aufzupassen und den Herren, sich mit
Knoblauch zu bewaffnen, denn nun waren gleich zwei Vampirgrafen im Anmarsch.
Marc Gremm beklagte vor einem Gräberfeld (die Deko aus der Kriegsszene in
Ludwig²) die unstillbare Gier, und Uwe Kröger versuchte Pia bei „Totale
Finsternis“ in seinen Schatten einzuhüllen. Das Publikum und natürlich erst recht die
Akteure hatten sich nun eine Pause zum Durchatmen verdient. Bei dieser
Gelegenheit wurden alte Bekanntschaften erneuert und neue geknüpft. Für mich
ist es dabei immer sehr interessant, Leute, die man bisher nur per Internet
kannte, persönlich zu treffen. Wer meinte, mit den vielen bekannten Titeln
im ersten Konzertteil hätten die Künstler ihr Pulver verschossen, hatte sich
getäuscht. Marc Gremm kündigte an, dass sie sich nun eher den Kaiserinnen und
Königen, also den Berühmtheiten und Verlockungen der Neuzeit widmen würden.
Sein „American Dream“ wurde in Form von Graf Poccis knallgelbem Oldtimer und
der (immer noch blonden) Dame wahr, die behauptete, Diamanten seien die
besten Freunde eines Mädchens. Uwe Kröger und Pia Douwes entführten die
Zuschauer dann mit den Titeln „Sunset Boulevard“ und „Nur ein Blick“ in die
Vergangenheit der Filmmetropole Hollywood. Dann wurde an zwei große Künstler diesseits
und jenseits des „großen Teiches“ erinnert – „My way“ und „New York, New
York“ wurden schon von unzähligen namhaften Künstlern gesungen, gehören aber
eindeutig zu Frank Sinatra. Die Titel „Ich war noch niemals in New York“ und
„Aber bitte mit Sahne“ von Udo Jürgens sind mittlerweile auch im
Standard-Repertoire bei Musical-Galas, seit sie im Musical „Ich war noch
niemals in New York“ verarbeitet wurden. Und da ein Großteil des
deutschsprachigen Publikums ja mit diesen Titeln aufgewachsen ist, bringen
sie immer Stimmung und werden auch gerne von den Zuschauern mitgesungen. Ganz andächtig wurde es aber dann wieder im
Saal, als Janet und Pia zusammen den Titel „When you believe“ aus dem Film
„Prinz“ von Ägypten vortrugen. Der Titel handelt davon, dass man alles
schaffen kann, wenn man daran glaubt. „Goldfinger“ von Uwe Kröger und „Milady
ist zurück“ beendeten den schwungvolleren Teil der Gala. Dann schloss sich der Kreis, als Janet
„Rosenkavaliere“ und Marc „Kalte Sterne“ aus Ludwig² sangen. Und als dabei
wieder mal auf der Bühne die alten Requisiten zum Einsatz kamen – eine mit
dem roten Vorhang zugehängte Treppe, ein mangels darin verstecktem Darsteller
lebloser Schwan, leere Kleiderpuppen und über allem ein nachdenklich
blickender Wagner – kam dann doch wieder die alte Wehmut auf: „Wer hat das
verbrochen? Wer die Tür verschlossen?“ Als letzten Programmpunkt, schon im Vorfeld
angekündigt, hatten sich Uwe und Pia „Wenn ich tanzen will“ aufgehoben.
Danach wollte der Applaus kein Ende nehmen. Und natürlich hatten die
Darsteller auch eine Zugabe vorbereitet: „You’ll never walk alone“ aus dem
alten Musical Carousel, das vielen zwischenzeitlich eher als Fussballhymne
bekannt ist, war das einzige Lied, das alle vier Künstler gemeinsam sangen.
Dass dabei manchmal fragende Blicke hin und her gingen („Wer ist jetzt gerade
mit ner Solo-Stelle dran?“) machte die ganze Sache umso sympathischer. Das
Publikum hätte sicher gerne noch mehr gehört, aber nach diesem
Mammut-Programm war den Künstlern der Feierabend zu gönnen. Marc versäumte
jedoch nicht, für den 24. August 2013 zur nächsten Königsgala, dann mit drei
Königen, einzuladen. Alle vier Künstler waren in Hochform und haben
eine rundum gelungene Vorstellung abgeliefert. Was mir bei den Füssen-Galas
immer besonders gut gefällt, ist die durchdachte und liebevolle Gestaltung
der Szenen. Janet und Marc, quasi als Hausherren, wissen genau, was an
Kulissen und Requisiten im Festspielhaus vorhanden ist und erwecken diese
Dinge immer mit viel Sinn für Details zum Leben. Kritikpunkte? Ja, ein wenig, aber sozusagen
„Meckern auf hohen Niveau“: Der Ton war zeitweise zu laut, fast dröhnend,
zumindest an dem Platz, an dem ich saß (5. Reihe außen). Wer die Künstler zum
ersten Mal bei einer Gala gehört hat, war sicher restlos begeistert. Jedoch
haben beide Paar auch ein Stammpublikum, und für die war leider nicht viel
Überraschendes dabei. Da würde ich mir mehr Mut zum Experimentieren wünschen,
sowohl was die Auswahl der Titel als auch was die Zusammenstellung neuer
Paarungen betrifft. Und obwohl auch ich die bekannten Musical-Melodien gerne
höre, waren für mich dann doch das Frauenduett und Uwes „Edelweiß“ die
Highlights im Programm. Bei der anschließenden Autogrammstunde war
der Andrang erwartungsgemäß sehr groß. Da wäre es vielleicht eine Überlegung
wert, doch wieder den alten Platz im Seitenflügel zu nutzen und evtl. durch
Kordeln eine Laufrichtung vorzugeben. So erfolgte der Ansturm von rechts,
links, und von der Mitte, und sowohl der Weg zu den Künstlern als auch wieder
zurück war von viel Gedränge geprägt. Trotzdem ein großes Dankeschön an die
Darsteller, dass sie sich nach einem sicher anstrengenden Konzertprogramm
noch Zeit für die Fans nehmen und nicht einfach durch den Hinterausgang
verschwinden. Ganz unmöglich war für mich die Gastronomie
im Festspielhaus. Das Wirtshaus hatte zwar vor der Vorstellung noch geöffnet,
nach der Vorstellung jedoch geschlossen. Viele Gäste hätten gerne noch in
Ruhe was getrunken, evtl. auch noch etwas gegessen, und waren sehr
enttäuscht, nur noch ein leeres Lokal mit gedimmtem Licht und einem einsam
herumirrenden, aufräumenden Angestellten anzutreffen. Lediglich die Bar war
noch geöffnet, aber aufgrund des „Autogrammgetümmels“ auch nicht wirklich ein
behaglicher Ort. Bis zum Jahresende stehen laut Homepage im Moment gerade
einmal sieben weitere Veranstaltungen im großen Saal an. Da sollte man
meinen, an einem Tag mit fast vollem Haus (Saal, erster Rang und Königsloge
waren annähernd komplett gefüllt) sollte auch das Wirtshaus die Chance
nutzen, sich bei den Besuchern beliebt zu machen. Zum Schluss noch ein Tipp für die, die über
die A7 aus Richtung Kempten nach Füssen anreisen: Der Autobahnabschnitt bis
direkt nach Füssen ist schon seit längerer Zeit fertig und frei gegeben, was
eigentlich nun den früheren Weg über die kleineren Ortschaften erspart.
Allerdings war bei unserer Anfahrt und auch den ganzen Samstag und Sonntag
genau an der Füssener Ausfahrt immer ein langer Stau, wahrscheinlich der
Rückstau vom Grenzübergang nach Österreich. Wir werden jedenfalls nächstes
Mal wieder eine der vorherigen Ausfahrten nutzen. |
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